Die Photobooth, Teil 2: Beschaffung und Realisierung

Beschaffung

In Ebay habe ich einen gebrauchten Mitsubishi CP9550DW entdeckt, den eine Freiberger Fotografin inkl. 3 Rollen Verbrauchsmaterial à 600 Stück 10×15-Abzüge angeboten hat. Für ein Gerät das neu 1800,- kostet, zuzüglich ~250,- für das Verbrauchsmaterial, habe ich die nette Dame auf insgesamt 650,- herunter gehandelt, ein guter Deal.

Anschließend fahndete ich in Ebay-Kleinanzeigen nach einem günstigen gebrauchten Touchscreen. Ein als Open-Frame 19″ TFT-Touchdisplay für 45€ ergattertes Gerät entpuppte sich in Wirklichkeit als ein einfaches Samtron 19″ TFT Panel ohne Gehäuse plus separatem resistivem Touchsensorglas mit USB-Controller. Tat der Sache aber keinen Abbruch, die Einzelkomponenten funktionierten (abgesehen von Bildstörungen mit dem HDMI-Eingang, ich habe deswegen VGA benutzt), nur die Montage in der Frontplatte war deswegen etwas komplizierter.

Als Kamera kommt im Prinzip jedes Modell in Frage, das von libgphoto unterstützt wird und es sollte nicht extra für die Photobooth eine angeschafft werden sondern dann immer entsprechend der Veranstaltung eine vorhandene benutzt werden können.

Der Rechner auf dem die Software läuft ist ein PC-Mainboard mit einem AMD AM2+ aus meinem Fundus, auch die restlichen PC-Komponenten (Festplatte, Netzteil, Funk-Trackpad-Tastatur) mussten auch nicht extra angeschafft werden.

Realisierung

IMG-20160519-WA0017Für die Konstruktion des Gehäuses habe ich Sketchup benutzt, da mir diese sehr einfach zu bedienende und kostenlose CAD-Software aus früheren Projekten (z.B. mein eigener Hausbau oder “Schloss Johannesburg” ) geläufig war.

20160523_193923Die Photobooth sollte für den Transport in zwei möglichst handliche Teile zerlegbar sein. Dafür habe ich mir zunächst einen Dreibein-Stator ausgedacht, der erstens im Gegensatz zu einem Vierbein nicht wackeln kann und zweitens von der Form her an klassische optische Geräte wie ein Fotokamerastativ erinnern soll. Die relativ komplizierten Schiftschnitte habe ich per Hand mit der Japansäge hergestellt. Die drei Füße sind miteinander verleimt, verschraubt und in die Grundplatte eingestemmt und mit dieser nochmals verschraubt.

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Auf der Grundplatte aufgesetzt, und mit dieser per Adam Hall Butterfly Catches (eigentlich Musikequipment, von Thomann) verbunden ist das Hauptgerät. Dieses besteht aus möglichst leichtem 10er Pappelsperrholz und wird in den Ecken durch Leisten verstärkt. Hier sind der Rechner und das Display fest eingebaut.Der fast 20kg schwere Drucker wird separat transportiert und dann direkt auf die Grundplatte gestellt.

 

 

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Dadurch wird auch der Schwerpunkt der gesamten Photobooth möglichst niedrig verlagert, damit sie stabil steht. In der Front ist eine Aussparung für das TFT-Display ausgesägt, von innen her gibt es eine Falz, in der das TFT-Sensorglas (auf das schwarze Fenster-Vorlegeband) eingelegt ist. Das Display wird von der Innenseite her mit Holzleisten (wieder Vorlegeband dazwischen, damit das Sensorglas beim Anziehen der Schrauben nicht “Knacks” sagt) an die Aussparung gedrückt und kann somit nicht verrutschen.

20160529_172912Auf diese Leisten sind auch die Video-, Stepup-, Bedienungs- und Touchcontroller-Platinen angeschraubt. Die beiden Längsleisten sind mit der Frontplatte verleimt, so dass man von vorne keine sichtbaren Schrauben braucht. Der Rest der Kiste ist hauptsächlich einfach klassische Tischlerei, z.B. Seitenwände und Deckel, noch ein paar weitere Halteleisten innen für Platte und ATX-Netzteil (das auch das Display mitversorgt), ausgefräste Rechtecke für die Tragegriffe (auch Adam Hall von Thomann).

 

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Das kreisrunde Loch für die Kamera und die ringförmige Nut für einen WS2812 RGB-Led-Ring habe ich mit einer selbstgebauten Schablone und der Oberfräse hergestellt. Dazu wird die Fräse mit einem Kopierring in ein entsprechend großes Loch auf einem Brettchen gesteckt, dann dieses Brettchen drehbar im entsprechenden Abstand am Mittelpunkt des Kreises festgeschraubt und wie mit einem Zirkel die Ringnut, bzw. der Kreisausschnitt herausgefräst.
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Der RGB-Led-Ring dient dazu, die Aufmerksamkeit des Benutzers zum Zeitpunkt der Bildaufnahme vom Vorschaubildschirm aufs Kameraobjektiv zu ziehen.
Den Ausgabeschlitz für die Bilder habe ich im 22,5°-Winkel per Handkreissäge ausgesägt.
20160605_205536In diesen Schlitz wird eine Ausgabelade eingeschoben, die ich ebenfalls in Sketchup konstruiert habe. Sie wurde aus weißem PLA zusammen mit Jochen im Space auf Waldmeisters Reprap gedruckt. Während des fast 3 Stunden dauernden Drucks ist zwar durch die Ablösung einer Ecke die Unterkante etwas krumm geworden, aber im Ergebnis fällt dies überhaupt nicht auf. Die Lade kann zum Transport einfach in den Kasten eingeschoben werden, damit nichts abbricht. Oberhalb der Lade ist ein Leiste, in der ein WS2812-Streifen mit 10 RGB-Leds die Lade während des Drucks pulsierend beleuchtet.

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Die Schraube für die Arretierung der Kamera, habe ich bei meinem Nachbarn auf der Drehbank hergestellt. Dazu habe ich bei einer M8-Schraube den Kopf abgestochen, einen Teil auf 6,35mm abgedreht und dann ein Stativgewinde (1/4″ UNC) geschnitten. Auf der Unterseite ist eine Flügelmutter mit Kontermutter zum werkzeuglosen Befestigen und Lösen der Kamera.
Die Kamera ist in Höhe und Tiefe auf einem Schlitten verstellbar angebracht.

 

Die LEDs werden per Arduino Uno (aus dem Space-Fundus) angesteuert, dazu hat Hendrik die erste Version mit buntem Lauflicht und weißem Blitz entwickelt. Ich habe noch ein bisschen dran herumgebastelt, und die Beleuchtung für den Bildausgabeschacht mit dazu gebaut. Getriggert werden die einzelnen Funktion per einfachem char-Kommando über ttyACM.

Als Lichtquelle dient eine Softbox mit einem funkgesteuerten Blitz (von Mitglied Robert), die oben auf der Photobooth angebracht ist. Leider ist der Blitz selbst bei niedrigster Einstellung sehr hell, aber ist bei Tageslicht normalerweise auch nicht notwendig und kann abgeschaltet bleiben.
Bei der Konstruktion der Box hatte ich nicht bedacht, dass der Sender für den Remote-Blitz oben auf dem Blitzschuh nochmal einige cm Platzbedarf hat, deswegen musste ich leider hinterher ringsherum nochmal die Kiste etwas vergrößern.

Im nächsten Beitrag gibt es dann mehr zur Software und den ersten Einsätzen der Photobooth zu lesen. (fraxi)

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